Mir doch egal! Warum wir ernten, was wir säen

Montag, 5. Juni 2023

Menschen wollen Respekt, sind oft aber nicht bereit, anderen Respekt zu erweisen. Dabei beginnt Respekt nicht erst bei Handlungen anderer von außen, sondern fängt bei uns selbst an. Wer Respekt aufbauen möchte, kommt nicht umhin, alle Sinne zu öffnen und umfassend wahrzunehmen. Denn es sind nicht nur Menschen und deren Bedürfnisse, denen wir Achtsamkeit schenken sollten.

Respekt aus der 360°-Perspektive

Beginnen wir bei unserem täglichen Bedarf: Wie gehen wir mit unserer Nahrung, unseren Lebensmitteln um? Leider landet viel Verwertbares achtlos im Müll. Pro Kopf wurden im Jahr 2020 in Deutschland achtundsiebzig Kilogramm Lebensmittel weggeworfen, zeigt eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes. In anderen Ländern ist es ähnlich. Weltweit wird etwa ein Drittel der erzeugten Nahrungsmittel vergeudet, ein Großteil davon in Privathaushalten, im Handel und der Gastronomie. Wenn Konsum zu einer abstrakten Handlung wird, geht der Respekt vor Lebensmitteln unweigerlich verloren.

Was bedeutet das? Wir verbinden zum Beispiel zwei Tätigkeiten wie die Nutzung des Smartphones und die Einnahme unserer Mahlzeiten. Im letzten Urlaub habe ich eine Familie am Nebentisch beobachtet, Eltern und zwei Kinder im Grundschulalter: Beide Elternteile am Handy, vertieft in den Jahrmarkt der Social-Media-Eitelkeiten, die Kinder am Tablet, vertieft in Videos – vermutlich, damit sie sich nicht langweilen. Die Speisen wurden achtlos in den Mund geschoben, der Rest abserviert und entsorgt. „Hat es Ihnen geschmeckt?“, fragte die freundliche Kellnerin. „Sehr gut“, antworteten die Eltern unisono und wie Roboter – ohne aufzusehen. Die ganze Familie wirkte ferngesteuert. Nur das Mädchen schaute ab und zu auf. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte sie mich an. Sie wirkte, als suche sie Unterhaltung außerhalb ihrer Tablet-Matrix. Schade, denn ihre Familie bemerkte es gar nicht.

Die Wahrnehmung bewusst auf andere lenken

Respekt wird oft als „auf Anerkennung beruhende Achtung“ definiert. Wenn wir mit unserer Zeit, unserem Umfeld, unseren Lebensmitteln, der Natur und mit uns selbst achtlos umgehen, können wir auch anderen Menschen kaum die nötige Wahrnehmung schenken, um respektvoll zu handeln.

Alles, was unser Leben ausmacht, von unseren Mitmenschen über die Natur bis hin zu den Lebensmitteln, die wir konsumieren, ist ein Privileg, über das wir verfügen. Oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst und lenken uns ab, statt achtsam zu sein. Bewusst und im Sinne anderer zu handeln, ist eine Entscheidung, die Selbstwert und Respekt voraussetzen. Die Beziehung, die wir zu uns selbst haben, bestimmt unseren Selbstwert und die Beziehung zu anderen. Wer über diese Klarheit verfügt, strahlt nach außen und genießt auch den Respekt anderer.

Wie werden wir achtsamer und fokussierter?

Drei Tipps dazu:

  • Mache nur eine Sache zu einem Zeitpunkt. Das ist in Zeiten von Multitasking und permanentem Informationsfluss schwierig. Aber wenn wir uns selbst und das, was wir gerade tun, nicht mehr wahrnehmen können, verlieren wir den Fokus.
  • Schaue hin. Was umgibt dich, wo bist du gerade, mit wem sprichst du? Oft zieht das Leben wie ein Film an uns vorüber, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen.
  • Höre zu. Warte die Antwort ab, wenn du eine Frage gestellt hast und lerne, dein Gegenüber wirklich zu hören.

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