Versöhnung: Wie du Streit und Konflikte lösen kannst

Montag, 29. November 2021

Wenn die Kerzen am Adventkranz angehen und der Duft frisch gebackener Kekse den Raum füllt, steigt unser Bedürfnis nach Frieden. Der Wunsch, Konflikte beizulegen und wieder ins Gespräch zu kommen, wird stärker. Doch was tun, wenn ein Konflikt sich nicht so einfach ausräumen lässt? Wenn Angriffe und Kränkungen die Beziehung schwer verletzt haben? Hier ein Weg, wie wir wieder zu guter Kommunikation finden können – privat und beruflich.

Große Erwartungen

Wer kennt es nicht: Die Situation ist aufgeheizt, die sachliche Ebene wird zunehmend verlassen. Mit ausgestrecktem Zeigefinger wird das Verhalten, die Intelligenz oder Persönlichkeit des Gegenübers angegriffen. Unfaire Argumente mit Reizworten wie „immer, nie, überhaupt, sowieso“ schallen durch den Raum. Dabei ist die Erwartung gerade im Advent so hoch – nicht nur innerhalb der Familie. Auch am Arbeitsplatz erwarten wir uns Respekt und wertschätzende Kommunikation.

Doch mit Erwartungen ist es so eine Sache: Sie sind subjektiv. Jeder hat seinen persönlichen Referenzpunkt, der das Niveau der Kommunikation bestimmt. Das hängt mit dem Verhaltenstypus zusammen. So kommunizieren dominante, extrovertierte Menschen direkt und können dabei auch laut werden. Sie scheuen Konflikte nicht und sprechen ohne Umschweife an, wenn ihnen etwas nicht passt. Trifft dieser Verhaltenstypus auf eine Person, die eher zurückhaltend und sensitiv ist, sind Missverständnisse und Störungen programmiert. Denn die sensitive Person bevorzugt Harmonie und stellt oft ihre Argumente zurück, um die Harmonie nicht zu gefährden. Sie erwartet auch von anderen Einfühlungsvermögen und ist enttäuscht oder beleidigt, wenn sie es nicht bekommt. Dabei übersieht sie, dass ihr Gegenüber eine andere Art der Kommunikation hat.

So geht es uns allen – unsere eigene Annahme bestimmt, was normal ist. Und schon nehmen wir die Position des unfair Behandelten ein und werfen unserem Gegenüber vor, uns nicht zu verstehen.

Ein hoffnungsloser Fall?

Auch wenn es viele nicht gerne hören – wir alle teilen genauso viel aus, wie wir einstecken müssen. Wir legen selbst den Maßstab, wie kommuniziert werden muss, welche Meinung gilt und was unfair ist. Verstößt jemand dagegen – bewusst oder unbewusst – greifen wir an. Das kann durch Vorwürfe, Klischees, Anschuldigungen oder aggressives Anschweigen passieren. Aber wir fühlen uns im Recht, weil ja der andere zuerst gegen die Regeln guter Kommunikation verstoßen hat. Also geben wir Gas.

Auf diese Art und Weise entzünden sich rasch Konflikte. Ein Wort ergibt das andere, und der Weg zurück wird immer aussichtsloser. Bis die Situation so verfahren ist, dass es scheinbar keine Hoffnung mehr gibt. Doch das stimmt nur zur Hälfte, denn 50 Prozent der Beziehung hast du selbst in der Hand. Das sind auch jene 50 Prozent, die du ändern kannst.

Erst vor der eigenen Türe kehren

Deshalb lautet die Botschaft klar: Suche erst bei dir selbst! Überlege, welche Maßstäbe du setzt und was du von anderen verlangst. Es ist eine harte Übung, der Blick in den Spiegel kann schmerzhaft sein. Erst, wenn du dir klar bist, was du eigentlich möchtest und warum du das verlangst, ist der Zeitpunkt für eine Aussprache reif.

Als Coach empfehle ich bei Streit und Konflikten stets die persönliche Ansprache. Gehe auf den Gegner zu, ersuche um ein Gespräch. Plane einen eigenen Termin, der nur unter diesem Thema steht. Dann sprich in Ich-Botschaften an, was dir auffällt, was dich belastet, was du dir vorstellen könntest zu ändern. Frage dein Gegenüber nach seiner Sicht.

Versuche, einen Weg zu finden, der für beide akzeptabel ist. Kein Kompromiss, sondern ein Entgegenkommen von beiden Seiten im Sinne eines gemeinsamen Zieles: Wieder wertschätzend und positiv miteinander reden zu können.

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