Toxische Beziehungen – Wenn bewusst unklar kommuniziert wird 

Montag, 24. April 2023

„Um den endgültigen Sieg davonzutragen, muss man rücksichtslos sein“, sagte Napoleon Bonaparte. So denken auch viele Menschen, die Macht erlangen oder zum Vorteil kommen wollen, sei es im privaten Kontext oder im Business. Daraus können toxische Beziehungen entstehen, in denen man erst den Respekt und nicht selten dann auch sich selbst verliert.

Achtung, giftiger Inhalt!

Anders als bei Chemikalien, die Mensch, Tier oder Natur schädigen können, und darum deutlich sichtbar auf Verpackungen vermerkt werden müssen, gibt es für Menschen keine Regulierungen. Das bedeutet, wir sind ihnen ohne Vorwarnung ausgesetzt und müssen sehr schnell erkennen, ob die Wirkung einer Person gut oder schädlich ist. Dafür entwickeln wir schon in frühester Kindheit hohe Sensibilität, doch sie ist immer geprägt von den Erfahrungen, die wir als „normal“ gelernt haben.

Dennoch lassen sich toxische Beziehungen nicht immer vermeiden. Wird man mit einer destruktiven Situation konfrontiert, lässt sich meist im Nachhinein feststellen, dass diese nicht von heute auf morgen eingetreten ist. Oft hat sie sich über einen längeren Zeitraum abgezeichnet und die involvierten Personen konnten oder wollten die Zeichen nicht rechtzeitig erkennen.

Freundlichkeit als Tarnkappe der Respektlosigkeit

Wenn man schließlich bemerkt, dass kein Respekt mehr vorhanden ist oder eine Person die Respektverhältnisse zu ihren Gunsten drehen möchte, ist die Frage nach dem Warum für die Lösung des unangenehmen Zustandes zweitrangig. Wichtiger ist jetzt, die Situation zu bewerten und zu reagieren.

Noch besser ist natürlich, Spielchen und getarnte Strategien schon im Vorfeld zu erkennen. Bei manchen Menschen mündet das Bedürfnis nach Respekt in Machtspielen, in denen es nur mehr darum geht, dem Gegenüber und dem Umfeld seinen Status zu demonstrieren. Betroffene lassen den anderen oft aus Höflichkeit gewähren. Besonders in konfliktbehafteten Situationen zeigen sich Mitmenschen manchmal gespielt respektvoll. Ausnehmende Höflichkeit oder Hilfsbereitschaft werden eingesetzt, um hinterher zu verurteilen. Erst wenn eine gewisse Grenze überschritten wird, öffnet eine Eskalation – oft zu spät – die Augen.

In Familien, im Freundeskreis und im Arbeitsumfeld erkennt man oft nicht auf den ersten Blick, wenn der Respekt verloren geht. Die Beziehung bekommt an mehreren Stellen Risse. Nur, wenn die Beziehung unkündbar ist, wird jetzt noch Respekt vorgeschützt – aus Harmoniebedürfnis, aus Vorsicht oder Angst vor Konsequenzen. Doch der Respekt ist nicht mehr echt und das zerstört die Beziehung von innen heraus. Menschen können trotzdem jahrelang weiter miteinander leben oder arbeiten, aber zumindest eine der beiden Seiten wird darunter leiden.

Was können Betroffene dagegen tun?

  • Tipp 1: Wer mit einem derartigen Verhalten konfrontiert wird, sollte nicht trotzig reagieren, denn das macht kleiner im Status.
  • Tipp 2: Bei Anspielungen oder Angriffen bewusst zum Wesentlichen zurückführen. Das verleiht natürlichen Respekt und stärkt den Selbstwert.
  • Tipp 3: Prüfe stets, ob Aussagen oder Handlungen im eigenen Umfeld andere kleiner machen oder benachteiligen. Wir haben immer die Wahl, ob wir mitmachen.
  • Tipp 4: Egal, ob in der Familie, im Bekanntenkreis oder im Unternehmen: Je früher man unangemessenes Verhalten erkennt und eingesteht, desto einfacher ist es, sich deutlich abzugrenzen und Nein zu sagen.

Mehr Empfehlungen und Hintergründe gibt es im neuen Buch Bei allem Respekt!: Jetzt bestellen.

Persönliche Geschichten und Tipps zum Aufbau natürlichen Respektes gibt es in den monatlichen Rhetorik-Impulsen: Jetzt abonnieren.