Rhetorik: Wenn Stilmittel zur Blamage werden

Mittwoch, 29. Juli 2020

Was Gewürze für Speisen sind, sind rhetorische Stilmittel für die Sprache: Sie machen Inhalte spannend, verfeinern die Bedeutung und bleiben in Erinnerung. Richtig verwendet, verleihen sie auch dem Redner Status. Es lohnt sich, die wichtigsten Stilmittel zu kennen und vor allem korrekt einzusetzen, sonst folgt die Blamage auf kurzem Weg. Fünf beliebte Stilmittel und ihre Fallstricke.

Die Metapher

Eines der bekanntesten Stilmittel ist die Metapher. Sie ist eine Übertragung von Inhalten in ein Bild. Wer eine Mauer des Schweigens errichtet, hält dicht – daran lässt diese Metapher keinen Zweifel. Wir verstehen auch, welch schmerzhafte Erfahrung es ist, wenn jemandem das Herz bricht.

Amüsant wird eine Rede oder ein Statement, wenn Metaphern vermischt oder mit ähnlich klingenden Worten verwechselt werden. Wer eine Lanze sticht (und nicht bricht) oder auf keinen grünen Nenner kommt, erntet im besten Falle ein paar Lacher. Die Peinlichkeit bleibt jedoch beim Absender.

Der Vergleich

Der Vergleich ist an dem Wörtchen „wie“ zu erkennen. Wer dasteht wie ein begossener Pudel, dem ist etwas sehr Unangenehmes passiert, wir können es fast fühlen. Wer erinnert sich an Schneewittchens Aussehen? Die Haut ist weiß wie Schnee, die Lippen rot wie Blut und das Haar schwarz wie Ebenholz – schöner kann eine Beschreibung kaum sein.

Um nicht zu wirken wie ein Hofnarr, empfiehlt sich auch beim Vergleich die korrekte Anwendung. Wer wie ein Berg in der Brandung steht, hält auch der Kritik des Publikums nicht lange stand. Das wird ihm wie Schuppen aus den Haaren fallen.

Die Alliteration

Die Alliteration ist ein hervorragendes Mittel, um Inhalte leichter merkbar zu machen. Wir erkennen sie an den gleichen Anfangsbuchstaben. Berühmte Beispiele: Manner mag man eben! oder die PowerPoint Präsentation.

Wer die Alliteration zerbricht, stört auch das Publikum: Pleiten, Pech und Unfälle klingt einfach nicht so gut. Und falsch angewendet, zum Beispiel mit Kind und Kugel, schlittert man rasch in den Malapropismus (siehe unten).

Der Pleonasmus

Wird eine Tatsache um die gleiche Bedeutung verstärkt, sprechen wir vom Pleonasmus. Bewusst angewendet, erfüllt er seinen Zweck: Wenn ich etwas mit meinen eigenen Augen (meine Augen sind immer die eigenen) gesehen habe, unterstreiche ich die Glaubhaftigkeit meiner Sichtung. Wenn die Nacht rabenschwarz ist (weiße Raben gibt es nicht), geht es nicht mehr dunkler... außer kohlrabenschwarz.

Meist jedoch wird der Pleonasmus unnötig verwendet, wenn wir zum Beispiel etwas zusammenaddieren oder auseinanderdividieren. Die gemeinsame Zusammenarbeit bringt ebenso wenig wie ein alter Greis oder eine Zukunftsprognose.

Übrigens – wer einmal sensibilisiert ist, wird zahlreiche Varianten des Pleonasmus entdecken.

Der Malapropismus

Schließlich wollen wir keinen Malapropismus verwenden, oder doch? Die bewusst falsche Zusammenstellung von Redewendungen sollte nur einsetzen, wer sprachlich sattelfest ist. Was geschickt eingesetzt als humorvoll gilt, kann sonst als Wissenslücke entlarvt werden.

Denn wer eine Konifere auf seinem Gebiet ist oder Syphilisarbeit leistet, wird schnell zum Spott – das ist leider kein Präsidentsfall ;)

Lust auf mehr Stilmittel und deren richtige Verwendung? Jetzt Rhetorik-News abonnieren.