Am Boden zerstört: So gelingt empathische Rhetorik

Dienstag, 8. März 2022

Es sind schreckliche Bilder und persönliche Schicksale, die uns in diesen Tagen erreichen. Selbst Zwangsoptimisten gelingt es nicht, den Krieg und das menschliche Leid auszublenden. Wo liegt die Grenze zwischen Mitgefühl und positiver Stimmung? Ist es moralisch vertretbar, fröhlich zu sein? Dauerhaft Trübsal blasen hilft auch nicht weiter. Empathische Rhetorik ist gefragt.

Gefangen im Drama-Dreieck

Ein Blick in die sozialen Netzwerke zeigt ein divergentes Bild. Zwischen Kriegsberichten und menschlichen Schicksalen poppen heitere Partyszenen und strahlende Skitage auf. Hin- und hergerissen im Dramadreieck, können wir nur schwer entscheiden: Täter, Opfer oder Retter? Sind die Heile-Welt-Poster Mittäter, weil sie sich nicht deklarieren? Sind jene, die sich persönlich engagieren, idealistische Retter? Oder sind wir alle Opfer eines wahnsinnig Gewordenen, der die Welt tyrannisiert?

Das Ergebnis ist Verunsicherung, Hilflosigkeit und Angst vor der Ungewissheit. Wir können nicht oder nur sehr begrenzt Einfluss darauf nehmen, was weiter geschieht.

Rhetorik gegen die Schockstarre

Was wir jedoch können, ist zumindest im eigenen beruflichen und privaten Umfeld etwas Sicherheit und Optimismus zu geben. Die Aufgabe der Rhetorik ist es, Menschen von einer Sache zu überzeugen und zum Handeln zu bewegen. Das hat viel mit Akzeptanz zu tun. Das Publikum entscheidet rasch, ob es bereit ist, Aufmerksamkeit zu schenken und zu handeln. Wenn keine Verbindung zur Rednerin, zum Redner hergestellt werden kann, entsteht keine Akzeptanz und damit kein Handeln.

Wie bekommst du Akzeptanz? Sprich immer zuerst das Menschliche an. Es bringt nichts, nach dem Motto „Sofort zur Sache!“ die Stimmung, Sorgen und Ängste der anderen zu übergehen. Sie werden sich nicht abgeholt und verstanden fühlen. Sprich an, was du wahrnimmst, drücke Mitgefühl aus und scheue dich nicht, die eigene Betroffenheit anzusprechen.

Danach darf und soll die Stimmung aber wieder aufwärts gehen. Richte den Fokus auf die Sache, teile die Ziele und nimm alle mit. Vermittle Sicherheit in dem, was gerade euer Thema ist – im Meeting, im Workshop oder in deiner Präsentation.

Nur so überwinden wir die Schockstarre, bleiben in Bewegung und können anpacken, wenn es die Situation erfordert.

Mehr rhetorische Tipps und persönliche Erfahrungen gibt es in den monatlichen Rhetorik-Impulsen.